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Sonntag, 30. August 2020

Raum der Angst - Marc Meller   ✮✮✮✮


Die Studentin Hannah, angehende Psychologin, arbeitet abends noch in einer Bar und wartet darauf, dass die letzten Gäste gehen. Ein einsamer Mann mit Cowboy Kleidung und Hut ist der letzte Gast und als dieser geht und sich mit einem großzügigen Trinkgeld verabschiedet, trinkt Hannah ihren Cuba Libre aus und macht alles sauber. Als sie nach Hause kommt, bemerkt sie einen unangenehmen Geruch, ein Parfum - welches ihr nicht zusagt. Eine Erinnerung taucht auf, aber Hannah wird schlagartig müde und bekommt Panik, weil sie merkt, dass sie nicht alleine ist.
Derzeit werden die Probanden eines psychologischen Experiments mit einem Bus zu ihrem Escape Room Ziel gebracht. Sie tragen Virtual-Reality-Brillen und einen Fitnesstracker am Handgelenk. Sie wurden aufgrund ihrer
Charaktereigenschaften oder Wesensmerkmale : Logik, Intellekt, Aggressivität, Gelassenheit, Intuition, Empathie und
Egoismus ausgewählt. Alle Teilnehmer haben verschiedene Berufe und Altersklassen.
Bernd Kappler, zuständig für Kapitaldelikte und Experte für Geiselnahmen und Entführungen beim LKA Niedersachsen,
ist mit Kommissarin Eva Dahlhaus aus Hannover angereist, wegen eines verunglückten Reisebusses.
Ein ungewöhnlicher Fall, denn der Reisebus war leer und der Fahrer lag mit durchgeschnittener Kehle im Gepäckraum. Eigentlich sollte der Fahrer die 7 Teilnehmer zu einem Hochregallager in Lauenau fahren. Aber wo sind die Teilnehmer?
Andreas Zargert, Psychologieprofessor und Bestsellerautor ist der Leiter von diesem psychologischen Experiment.
Er möchte darüber eine wissenschaftliche Arbeit schreiben, abgeleitet von dem Milgram-Experiment und Stanford-Prison Experiment, welche 1961 und 1971 angewandt wurden.
Diese Studien testen Reaktionen auf Autorität und Gehorsam. Beim Stanford-Prison Experiment wird sogar bei jeder falschen Antwort ein elektrischer Schlag an Menschen ausgeteilt, welcher sich bei jedem Fehler steigert.
Professor Zargert wartet vergebens auf seine Probanden und die Ermittlungen beginnen.
Aber werden Bernd Kappler und  Eva Dahlhaus die Teilnehmer rechtzeitig finden?

Hannah erwacht in einem verschlossenen Raum im selben Gebäude wie die anderen Teilnehmer.
Nur im Team können sie die Rätsel bewältigen und in jeder Situation führt eine der Charaktereigenschaften oder Wesensmerkmale zur Lösung. Die falsche Entscheidung führt unweigerlich zum Tod...
Und mit jedem Raum werden die Rätsel schwieriger.
Doch mehr möchte ich dazu nicht verraten.

"Raum der Angst"  ist von Beginn an fesselnd.
Der Thriller wird aus verschiedenen Perspektiven geschildert. Der Leser erfährt abwechselnd von Hannah, dem Ermittlerteam und den Mitspielern. Automatisch rätselt man mit, wer ist Janus - ein Psychopath? Welche Beweggründe führen zu diesem grausigen Spiel ? Wie würde man unter Todesangst selber reagieren? Ist Professor Zargert wirklich unschuldig?
Sowohl Hannah, als auch die anderen Charaktere sind sehr lebensnah dargestellt.
Der Schreibstil ist spannend und fesselnd. Die Frage, wer als nächstes stirbt und auf welche Art, schwebt über allen Räumen und sorgt dafür, dass man den Thriller gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Zudem erfährt man interessante Fakten in Bezug auf das Milgram und Stanford-Prison Experiment.


Fazit: Unbedingte Leseempfehlung für alle Fans, welche gerne miträtseln und spannende Thriller mögen. 


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Thalia 

Dienstag, 28. Juli 2020

Ich will dein Leben - Amanda Jennings

Seit dem Tod von Tamsyns Vater, klammert sich die 16jährige Tamsyn fest an den Ort, an dem sie damals die letzten Stunden mit ihm verbracht hat: das weiße Haus an den Klippen. Als im Sommer 1986 die Familie Davenport dort ihren Urlaub verbringt, beobachtet Tamsyn über ihr Fernglas fasziniert die  vornehme Eleanor und ihren Ehemann Max mit ihrer Tochter Edie. Durch einen peinlichen Zwischenfall lernen Tamsyn und Edie sich kennen und freunden sich an, wodurch Tamsyn sehr viel Zeit in dem Haus verbringen kann. Doch während sie neidvoll auf das Leben ihrer Freundin blickt, stellt sich die Frage – ist tatsächlich alles so perfekt, wie es scheint? Hinter teuren Kleidern, edlen Drinks und einer täuschenden Idylle verbergen sich einige düstere Familiengeheimnisse, denen Edie gerne entfliehen würde. Trotz all der Zeit, die Tamsyn bei den Davenports verbringt, sieht sie nur das Oberflächliche und wünscht sich, selbst Teil der Familie zu sein und in dem Haus zu wohnen. Währenddessen sieht sie in ihrer eigenen Familie, nur die finanziellen Sorgen, ihr enges, abgenutztes Zuhause und ihren Lungenkranken Opa. Ihre Mutter Angie arbeitet als Putzfrau bei den Davenports und versucht mit aller Mühe, die Familie zusammenzuhalten, sowohl finanziell als auch emotional. Auch Tamsyns älterer Bruder Jago, der arbeitslos ist, verdient sich mit kleinen Handwerksarbeiten in dem weißen Haus an den Klippen, etwas dazu. Eifersüchtig bemerkt Tamsyn die Blicke zwischen Jago und Edie. Nach und nach offenbaren sich immer mehr Risse in der Fassade und schon bald werden sie auch in deren Probleme mithineingezogen, bis alles eskaliert ……

Amanda Jennings hat mit „Ich will dein Leben“ einen nicht nur sprachlich, sondern auch sehr fesselnden, spannenden und interessanten Roman geschrieben.
 Aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert, erfährt der Leser, aus der Sicht von Tamsyn, Edie, Jago und Angie die Ereignisse im Sommer 1986. Gelegentliche Sprünge in die Gegenwart lassen einen nur erahnen, dass etwas Furchtbares passiert ist.
 Die Autorin versteht es, die Protagonisten so gut zu charakterisieren, dass diese sehr realitätsnah und authentisch wirken. Dem Leser werden tiefe Einblicke in die menschliche Psyche der Protagonisten offenbart und die Handlungen wirken zu keinem Zeitpunkt unrealistisch oder unklar.
Der spannende und fesselnde Schreibstil zieht den Leser in seinen Bann, so dass es mir schwer fiel, das Buch aus der Hand zu legen.
Die Thematik über trauernde Menschen, finanzielle Nöte und dem Wunsch, einer vollständigen, wohlhabenden Familie anzugehören in Kombination mit Neid und Eifersucht ist menschlich und dieses Thema wurde mit „Ich will dein Leben“ zu einem fesselnden Roman.
 Ebenso realistisch und detailgetreu ist die Umgebung. Die Autorin bettet diese Beschreibungen dabei so gut in den Handlungsrahmen ein, dass man beim Lesen direkt ein Bild vor Augen hat.

Fazit: Unbedingte Leseempfehlung! Ein Roman mit einer wirklich tollen Geschichte, welche auch durchaus realistisch sein könnte. Hierbei handelt es sich nicht um einen blutigen Thriller, sondern eher um ein psychologisches fesselndes Drama.
Vielen Dank für die spannenden Lesestunden!

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Thalia

Mittwoch, 8. April 2020

Asklepios - Charlotte Charonne

✯✯✯✯

Vor 15 Jahren wurde die fünfjährige Emma aus der Obhut ihrer Großmutter Maria entführt, brutal vergewaltigt und ermordet. Der Täter Georg Schwarz wird schnell gefunden, doch die Familie und vor allem die Ehe ihrer Eltern Tom und Sophie zerbricht an der Trauer. Nicht lange, nachdem Georg seine Haft abgegessen hat, verschwindet er allerdings spurlos und wird von einer Unbekannten in einem privaten Operationssaal gefangen gehalten. Während Tom gelernt hat, den Tod seiner Tochter zu akzeptieren, hat Sophie große Schwierigkeiten und wird in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. 15 Jahre später scheint es ihr allerdings wieder besser zu gehen. Hat sie mithilfe der Therapie gelernt, mit den Ereignissen umzugehen oder stecken Rachepläne an Georg hinter der Verbesserung ihrer mentalen Gesundheit?
Die Ermittler Ruby und Spike versuchen nach allen Kräften, Georg aufzuspüren und herauszufinden, wer hinter der Entführung steckt. Doch alle Spuren, denen sie folgen, scheinen sich als falsch zu erweisen. Währenddessen befindet sich Georg immer noch in Gefangenschaft, hilflos den Plänen der Unbekannten ausgeliefert. Nach und nach stellt sich heraus, dass Emma anscheinend nicht Georgs einziges Opfer gewesen ist und der Kreis der Verdächtigen erweitert sich. Doch sind die Verdächtigen tatsächlich so unschuldig, wie es den Anschein hat?  Und wird es den Kommissaren Ruby und Spike gelingen, Georg zu finden, bevor er tot ist?

Charlotte Charonne hat sich mit Asklepios an ein schwieriges Thema herangewagt und dieses hervorragend gemeistert. Der Schwerpunkt des Thrillers liegt nicht auf den Vergewaltigungen in der Vergangenheit, sondern auf den Geschehnissen der Gegenwart. Ein schmaler Pfad zwischen Richtig und Falsch, der nicht immer klar erkennbar und vor allem moralisch nicht leicht einzuordnen ist.
Der Leser dringt dabei tief in die menschliche Psyche der Protagonisten und wird zwangsläufig mit der Frage konfrontiert, wie man selbst als Elternteil in einer solchen Situation reagieren würde.
Die Charaktere sind sehr realitätsnah und authentisch beschrieben und es fällt leicht, sich in die verschiedenen Protagonisten hineinzuversetzen. Abwechselnd  aus der Perspektive der Ermittler und Asklepios – der unbekannten Entführerin – geschrieben, wird ein Spannungsbogen aufgebaut, der bis zur letzten Seite anhält.
Auch nach dem Lesen hat mich das Buch und die Thematik nicht losgelassen und zum Nachdenken angeregt.
Ein kleiner Kritikpunkt war die stellenweise unübliche Ausdrucksweise, welche meiner Meinung nach nicht in einen Thriller gehört und von daher auch vom eigentlichen Inhalt abgelenkt hat.

Fazit: Leseempfehlung für alle Fans von Psycho Thrillern mit einer inhaltlich fesselnden Thematik .
Nervenkitzel ohne blutige Details und eine gut durchdachte und unerwartete Aufklärung des Falls.
Vielen Dank für die spannenden Lesestunden!

Erhältlich bei:
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Thalia